Die ersten Hilfsschulklassen, Schulgründung und Zerstörung
Dies ist im Wesentlichen die Zusammenfassung eines längeren Textes von Dr. Gerhard Eberle. Er ist ein ehemaliger Professor der Pädagogischen Hochschule Heidelberg.
1909 wurde das Württembergische Volksschulgesetz geändert, sodass nun Klassen für Kinder mit einem besonderen Hilfebedarf geschaffen werden konnten.
Heilbronn reagierte sehr schnell und richtete bereits 1910 eine „Hilfsschulklasse“ ein. Diese war nicht konfessionell gebunden und offen für Mädchen und Jungs. Zudem basierte die Schulaufnahme auf der Freiwilligkeit der Eltern. Ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Schule – was uns heute noch so wichtig ist – war also schon damals angelegt.
Bis 1914 zum Beginn des ersten Weltkrieges waren es dann schon 3 Klassen. Diese ersten Klassen für hilfsbedürftige Kinder hatten allerdings noch eine sehr bunt gemischte Schülerschaft. Alle Kinder, die auf irgendeine Art und Weise nicht in die Volksschulen passten, wurden hier zusammengefasst und mehr „aufbewahrt“ als gefördert.
Zunehmend entwickelten sich aber modernere Vorstellungen darüber, wie man die Kinder in ihrem Lernen überhaupt sinnvoll fördern kann.
Seit 1929 war Wilhelm Hofmann als Lehrer in einer „Hilfsschulklasse“ tätig. Zusammen mit seinen Kollegen erarbeitete er eine Unterrichtsmethode, bei der die Kinder das Lesen und Schreiben über die Zuordnung bestimmter Handbewegungen für bestimmte Laute erlernen konnten.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde auch das Schulsystem und die Lehrinhalte ausschließlich in den Dienst der nationalsozialistischen Ideologien gestellt.
Mitten in diesen Zeiten liegt 1936 die eigentliche Geburtsstunde der Pestalozzischule. Aus den Hilfsklassen wurde nun eine eigenständige Schule mit eigener Schulleitung. Der Name wurde zu Ehren von Johann Heinrich Pestalozzi (1746 – 1827) bewusst gewählt, um seine Verbundenheit zu Kindern aus sozial bedürftigen Familien und seine erzieherischen und pädagogischen Werte zu würdigen.
Wilhelm Hofmann übte während der Zeit des Nationalsozialismus eine aktive Rolle auf Seiten der Machthaber u.a. in der NSDAP aus.
Seine Taten für das nationalsozialistische Regime sind nicht entschuldbar, auf der anderen Seite stehen erhebliche Errungenschaften, die er für die Arbeit mit Kindern mit besonderem Förderbedarf geleistet hat.
Unter seiner Leitung fand ein Umbau der „alten“ Hilfsschulklassen in eine Leistungsschule mit Methoden der gezielten individuellen Förderung – so wie wir sie heute noch weitgehend haben - statt.
Er betonte den Wert des praktischen Tuns im Werkunterricht – ganz nach den Zielen von Pestalozzi – führte den Sprachheilunterricht ein, richtete eine Beratungsstelle für Eltern ein und legte mit Stoffverteilungsplänen den Grundstock für verbesserte Lernprozesse.
Heilbronn galt mit seinen Betreuungsmaßnahmen für „sprachgeschädigte“ Kinder als vorbildlich in ganz Deutschland.
Auf der anderen Seite plädierte er sehr dafür, die Schüler mit den größten Schwächen nicht an der Hilfsschule zu behalten, sondern in Anstalten versorgen zu lassen, was oft eine Katastrophe für diese Kinder war.
Heilbronn wurde am 4.12.1944 weitgehend zerstört und über 6500 Menschen fanden den Tod. So wurde auch das Gebäude der Pestalozzischule an der Allee ausgelöscht.